Niederwerrn – Als Johannes Weiß im November 2018 zum Kreisvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen gewählt wurde, hat er sich für seine zweijährige „Amtszeit“ die Neugründung von mindestens fünf Ortsverbänden vorgenommen. Dieses „persönliche Ziel“ wird der Schweinfurter Grünen-Sprecher mit Sicherheit erreichen. Nach der Neugründung in Bergrheinfeld vor kurzem gibt es seit dem Pfingstwochenende auch in Niederwerrn mit dem Ortsteil Oberwerrn einen Grünen Ortsverband. Bettina Häckner (Oberwerrn) und Stefan Memmel (Niederwerrn) heißen die beiden gleichberechtigten Vorsitzenden, gewählt jeweils ohne Gegenstimme.
Die Grünen hatten sich zur Neugründung das zwischen den beiden Ortsteilen liegende VfL-Sportheim ausgesucht, waren von der Resonanz – wenn auch hocherfreut – überrascht. Der Nebenraum war jedenfalls mit 25 Interessenten voll besetzt, noch vor der Wahl traten fünf Bürger spontan bei und verdoppelten damit die Mitgliederzahl. Weiß, souveräner Leiter der Neugründung und Wahl, machte wegen des „großen Interesses“ auch keinen Hehl aus seiner Gefühlswelt: „Ortsverbände zu gründen macht zur Zeit viel Spaß“.
Der Kreissprecher nannte jeden neuen Ortsverband, jedes neue Mitglied wichtig, weil „wir damit stärker werden und mehr erreichen können.“ Das sei allerdings auch nötig, „weil die Bürger von uns viel erwarten“, sagte Weiß. Als nächstes großes Ziel für Niederwerrn/Oberwerrn gab er eine eigene Liste für die Kommunalwahlen im März 2020 aus. Die Bündnisgrünen wollen im Gemeinderat künftig ein gewichtiges grünes Wort mitreden.
Grußworte sprachen Kreisrat Walter Rachle und der Landtagsabgeordnete Paul Knoblach. Der Sennfelder Kreisrat erinnerte daran, dass die Grünen einen aktiven Klimaschutz schon immer gefordert hätten, zur Europawahl 1999 etwa mit dem Slogan: „Wir fordern ein besseres Klima“. Aber erst jetzt werde man endlich gehört.
Der Garstadter Ökolandwirt Knoblach verwies auf die steigenden Umfragewerte, was ein Beweis für das „große Vertrauen der Menschen in unsere Klimapolitik“ sei. Dieser „enorme Vorschuss“ mache es aber auch nötig, „Lösungen beim Klimaschutz liefern.“. Obwohl es „an allen Ecken brennt“, gebe es noch immer viel zu viele auch politisch Verantwortliche, die auf dem Bremspedal stünden, bedauerte Knoblach. Die Zeit mache aber eine „andere Klimapolitik und mehr Tempo nötig, das die Schüler mit ihren Fridays for Future-Protesten zu Recht verlangten. „Sie machen uns Beine“, sagte Knoblach. Alle Akteure, auch die im neuen Ortsverband Niederwerrn, müssten lokal passende Klimaschutzkonzepte mit konkreten Vorschlägen erarbeiten, sie nur zu fordern genüge nicht mehr.
Dann die Wahl, die auch problemlos war, weil viele Verantwortung übernehmen wollten. Bettina Häckner setzte sich auch wegen ihrer Vita gegen Kathrin Tröster durch. Die Oberwerrnerin erinnerte an eine vor zwei Jahrzehnten noch gescheiterte grüne Liste im Ort. „Jetzt aber ist die Zeit reif“, sagte Häckner, die als Pfarrgemeinderatsvorsitzende immer auch ökologische Themen eingebracht habe, wie sie sagte. Stefan Memmel gehört den Grünen schon länger an, er ist Mitglied im Kreisvorstand, hatte keinen Gegenkandidaten und wartete mit dem Zitat des Ministerpräsidenten von Baden Württemberg, Winfried Kretzschmann, auf: Wir bleiben auf dem Teppich, wenn der derzeit auch fliegt.
Die Wahl zum Schriftführer entschied Robert Wörner gegen Ursula Schmidt (beide Niederwerrn). Schmidt und die ebenfalls zuvor unterlegene Kathrin Tröster wurden zu Beisitzerinnen im Vorstand gewählt. Die laut Satzung mögliche Ausweitung auf fünf Vorstandsmitglieder hatte die Versammlung zuvor einstimmig befürwortet. Neben dem Stadtverband gibt es im Landkreis bereits Ortsverbände bzw. Kommunalwahllisten in Gerolzhofen, Sennfeld, Werneck und zuletzt Bergrheinfeld.